Abschlussbericht der
Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt
Im Sommer dieses Jahres
wird die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im
Bistum Fulda ihren Abschlussbericht veröffentlichen. Dieser Bericht fasst die
Ergebnisse der knapp vierjährigen Untersuchung zusammen, die sich mit Fällen
sexualisierter Gewalt innerhalb unseres Bistums und dem Umgang der
Verantwortlichen damit beschäftigt. Die Veröffentlichung wird für uns eine
schmerzliche Konfrontation mit den Fehlern der Vergangenheit bedeuten. Sie wird
uns nicht nur in den kommenden Monaten, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit über
einen langen Zeitraum beschäftigen. Wir haben als Bistum Fulda in den
vergangenen Jahren bereits weitreichende Veränderungen eingeleitet, um
sexualisierte Gewalt nach Möglichkeit zu verhindern. Aber wir wissen, dass wir
noch einen langen Weg vor uns haben – und wir werden die Erkenntnisse aus dem
Bericht nutzen, um uns weiterhin selbstkritisch zu überprüfen.
Wie wird der
Kommissions-Bericht erarbeitet?
Die Unabhängige
Kommission wurde 2021 ins Leben gerufen. Sie arbeitet nach verbindlichen
Kriterien, die vom Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen
Kindesmissbrauchs der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz im
April 2020 verabschiedet wurden und Transparenz und Unabhängigkeit
gewährleisten sollen.
Die Arbeit der
Unabhängigen Kommission umfassteine systematische Sichtung der
Personalakten seit 1945 sowie Gespräche mit Betroffenen, Zeitzeugen und
Verantwortungsträgern des Bistums Fulda. Wichtige Erkenntnisse stammen aus dem
Arbeitskreis „Betroffene hören“, in dem Betroffene sexualisierter Gewalt ihre
Erfahrungen vertraulich mitteilen konnten. Parallel dazu wurden im Arbeitskreis
„Akteneinsicht“ Bistumsunterlagen, wie beispielsweise Personalakten,
systematisch untersucht. Unterstützt wurde dieser Arbeitskreis von mehreren
pensionierten Kriminalbeamten aus der Region, die ihre Expertise und Erfahrung
einbringen konnten. Denn sie sind besonders geübt im Umgang mit großen
Aktenmengen und können auffällige Einträge schnell identifizieren. Sprecher der
Kommission ist der Jurist und frühere Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller.
Schmerzliche
Erkenntnisse und notwendige Konsequenzen
Wir müssen uns darauf
vorbereiten, dass der Bericht schmerzliche Details und bittere Erkenntnisse von
Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Amtsträger und
Mitarbeitende der Kirche enthalten wird. Manche Personen werden dadurch
möglicherweise in anderem Licht erscheinen.
Darüber hinaus kann es
vorkommen, dass bei Reaktionen auf dieVeröffentlichung deutliche Kritik
an denjenigen geäußert wird, die sich in der Kirche ehrenamtlich engagieren und
die aktiv an der Gestaltung ihres Gemeindelebens mitwirken. Die Kritik und die
damit verbundenen Spannungen auszuhalten, sie zu reflektieren und damit
konstruktiv umzugehen, wird eine große Herausforderung sein.
Hinsehen und Handeln
Das Ziel der
Aufarbeitung ist nicht nur das Offenlegen vergangener Fehler, sondern auch die
Verpflichtung, daraus zu lernen und echte Veränderung herbeizuführen. Dazu
gehört, den Worten auch in Zukunft Taten folgen zu lassen.
Das Bistum Fulda hat
bereits zahlreiche Maßnahmen zur Prävention und Intervention ergriffen. Die
Fachstelle im Bischöflichen Generalvikariat führt Schulungsmaßnahmen durch und
unterstützt Pfarrgemeinden und weitere kirchliche Einrichtungen bei der Erstellung
von Schutzkonzepten. Ein Beraterstab mit unterschiedlichen Fachexpertisen
ergänzt diese Arbeit. Für die Betroffenen selbst gibt es unabhängige
Ansprechpersonen. Weiterhin begleitet der gemeinsame Betroffenenbeirat der
Bistümer Limburg und Fulda kritisch die Aktivitäten des Bistums Fulda in den
Bereichen Prävention, Intervention und Aufarbeitung. Doch wir wissen: Es
braucht noch mehr. Nur durch eine offene Auseinandersetzung und eine klare
Haltung gegenüber Missbrauch und Vertuschung kann Vertrauen zurückgewonnen
werden. Diese Veränderung darf nicht still und im Verborgenen geschehen – sie
muss sichtbar und spürbar sein. Nur wenn wir entschieden aufarbeiten und
Konsequenzen ziehen, können wir den Blick nach vorne richten.
Wir möchten an dieser
Stelle um Vertrauen bitten und werben – bei Ihnen persönlich, bei den vielen
Gläubigen in unserem Bistum und bei unseren Gemeinden, vor allem aber bei
Betroffenen sexualisierter Gewalt: dass wir uns sehr ernsthaft mit dem
Abschlussbericht der Aufarbeitungskommission auseinandersetzen. Wir alle sind
gefordert: Mit unserer Aufmerksamkeit leisten wir unseren spezifischen Beitrag
im Bereich der Prävention. Mit einer Haltung des Respekts gegenüber Betroffenen
und einer entsprechenden Sensibilität bei unserem Reden und Tun helfen wir mit,
dass Verletzungen heilen können.
Lassen Sie uns den
Moment der Veröffentlichung des Abschlussberichtes gemeinsam nutzen – als
Zeichen unserer Verantwortung, die wir tragen, und mit dem klaren Bekenntnis,
gemeinsam hinzusehen und zu handeln.
Intervention und Prävention im
Bistum Fulda
Im Bistum Fulda gibt es eine
unabhängige Ansprechperson für Betroffene von sexuellem Missbrauch. Die Person
steht in keinem Dienstverhältnis zur Diözese.
Stefan Zierau, Dipl.-Pädagoge, Supervisor und Psychotherapeut
stefanzierau.extern@bistum-fulda.de
Telefon: 0661/3804443
Darüber hinaus steht die
Interventionsbeauftragte als Kontakt- und Ansprechperson zur Verfügung.
Tatjana Junker
intervention@bistum-fulda.de
Telefon: 0661/87-475
Neben den genannten
Ansprechpersonen für Betroffene und Zeitzeugen arbeitet unsere
Präventionsbeauftragte daran, Kinder und Jugendliche sowie schutz- und
hilfebedürftige Erwachsene vor jeglichen Grenzverletzungen und Machtmissbrauch
zu schützen.
Birgit Schmidt-Hahnel, Dipl.-Soz.päd.
praevention@bistum-fulda.de
Telefon: 0661 / 87-519
Weitere Informationen unter: www.hinsehen-handeln-bistum-fulda.de